Mir von hinten ins Gesicht blickend oder sich hinter meinen Hinterkopf schleichend,
Haften Erinnerungen an mir zu jeder Zeit wie Schatten.
Unausweichlich kommen sie vor mir zum Vorschen und verschwinden, als wären sie nie gewesen.
Jedoch scheinen sie gerade meine Geschichte zu sein, die mich von anderen unterscheiden und mich mit ihnen zusammenhalten.
Ohne meine Erinnerungen wäre ich ein leeres Wesen, das von einem Moment zum anderen lebt,
da eine Abfolge von Erinnerungen das historische Ich zu bilden scheint.
Können nur meine Erinnerungen das Gefühl schaffen, wer ich bin?
Wenn sie verloren gingen, würde ich dann aufhören, ich zu sein?
Bin ich ohne sie so zerbrechlich wie ein Schloss aus unzähligem
Und unauffälligem Sand am Meeresstrand, weil Erinnerungen flüchtig sind?
Noch klar erinnere ich mich an schöne Erfahrungen von gestern,
Dagegen liegt meine Kindheit bruchstückhaft und dunkel in der Ferne.
Angst verdrängt Freude und Glück, was immer auf dem Weg von Transformation ist.
So sind mein Gedächtnis unverlässlich.
Wenn ich nur aus Erinnerungen bestünde, wäre mein ganzes Wesen verschwommen.
Würde ich ohne Erinnerungen nur aus einem Moment-zu-Moment-Bewusstsein bestehen?
Aber was ist dann mit der Kohärenz von mir?
Wenn sich mein Bewusstsein verändert, verändert sich dann auch meine Persönlichkeit?
Bittere Erinnerungen bringen mir Kummer und Bedauern, und ich erröte vor Scham.
Die unüberwindbare Vergangenheit steht wie eine riesige Mauer.
Meine Erinnerungen steigen allmählich auf wie Kumulonimbuswolken, die den Himmel schwarz einhüllen Und schließlich mit harten Regentropfen auf dem Boden aufschlagen.
Wenn der Regen aufhört, scheint die Sonne, als ob nichts geschehen wäre, und ein Wind weht alles weg.
Erinnerungen sind wie das Flirren von heißer Luft.
Muss ich nur in der Erinnerung an die Vergangenheit leben,
obwohl ich jetzt ständig und gegenwärtig mich fühle?
Bin ich nur eine leere Schachtel, die nur von den Erinnerungen erfüllt wird,
Die ich verzweifelt zu lesen versuche?
Und was ist mit der Zukunft?
Stürzen wir uns stets nicht in die Zukunft?
Verwandelt die Zukunft sich nicht in die Gegenwart und prägt sie eine Spur des Vergehens in unseres Gehirn ein? Es ist falsch, wenn wir sagen, dass Erinnerungen zur Vergangenheit gehören. Erinnerungen sind Zukunft. Denn die Vergangenheit war die Gegenwart, die auch die Zukunft gewesen war.
Sind wir nicht in der Kult der falschen Zeitteilung verfilzt und verwirrt. Die Erinnerung gehört nicht der Vergangenheit, sondern der Zukunft. Wir können unsere Anwesenheit nicht in Teile zerlegen. Ein unhaltbarer Strom, das bin ich.
Er schwappt mir aus den Händen. Es gibt keinen Weg, die wogenden Wellen der Zeit zu fesseln. Alles, was ich nur tun kann, ist, einen Blick voller Ressentiments auf den sich schnell fortfahrenden Zug der Zeit zu werfen. Es bleibt mir keine Zeit, sie aufzuschreiben. Es ist wie ein verkapptes Tagebuch, verdunstende Bilder, die einen Bruchteil vom Gesehen hinterlassen, eine überbordende Strömung von Gefühlen, ein unvergeßlicher Groll gegen ein unausgesprochenes Geschehen.
Das Erinnern ist nicht eine verlorene Vergangenheit zurückzubringen. Die Vergangenheit ist zu komplex, um nachvollzuziehen, wie sie war.
Fiktiv sind alle Erinnerungen. Man kann nicht einmal eines zu einer Million eines Ereignisses wiederbeleben. Die Vergangenheit bedeutet etwas, an das man sich nie mehr erinnern kann. Es ist wie ein Haufen von Grabsteinen in absoluter Dunkelheit versunken. Es gibt keine Möglichkeit, sich an sie heranzuschleichen.
Meine präsente Erinnerung ist nicht einmal die Vergangenheit, sondern eine erwünschte Hoffnung, Nichts als ein erfundenes Märchen und nur eine Projektion der Gegenwart als eine flüchtende Zukunft. Was ich mir vorstelle, ist die Zukunft, wenn ich auch nicht die ferne Zukunft sehen kann.
Ist mein Bewusstsein eine Illusion, die jeden Moment auf den Funken der zufälligen Phantasmagorie projiziert wird? Wenn ich meine kontinuierliche Persönlichkeit erwarte, muss ich jedes Fragment loser Erinnerungen einen, es zu einer neuen Geschichte schmieden. Dann ist das Erinnern nichts anderes als der Prozess des Schaffens von mir.
Es gibt weder die Vergangenheit, noch die Zukunft, noch die Gegenwart, sondern nur das Selbst, das schafft und geschaffen wird. So bin ich keine bloße Erinnerung, sondern ein schaffendes Wesen jenseits von Vergangenheit und Zufunft.