Der Weg vor mir zweigt in zahllose Pfade ab.
Sie erstrecken sich wie in Sand vergrabene Wüstenwege weit in die Ferne.
Ich sehe mit reißendem Strömen zerstörte steile Bergpässe.
Vor überwältigendem Anblick muss ich still standen.
Alle Wege sind von dunklen Wäldern im dichten Nebel verborgen und das Ziel ist unsichtbar.
Und eine gewaltige, stille Dunkelheit verfolgt uns. Sie steht direkt hinter mir wie eine hohe, unsichtbare Mauer, und ich kann nicht einmal zurückweichen. Sie stößt unverständliches Gemurmel aus und verspottet mich, als hätte es den Weg von mir nie zuvor gegeben.
Sie verwandelt sich in einen riesigen, bedrohlich aufsteigenden Tornado, der
meine Vergangenheit lautlos aufwirbelt und den Weg, den ich eingeschlagen habe, zerschmettert,
als wolle sie sagen, es sei jetzt alles vorbei,
und alles, was ich vage sehen kann, ist die grausam zerstörten Überreste meiner vermeintlich richtigen Entscheidungen.
Das ständige Gelächter von hinten lässt mich meinen: Was habe ich falsch gemacht?
War mein Leben ein großer Fehler?
Sicher gab es glückliche Zeiten, aber ich erinnere mich nur an die schmerzhaften und traurigen.
Ja, es stimmt, vielleicht war mein Leben ein totaller Fehler.
Was habe ich falsch gemacht?
Warum habe ich immer die falschen Entscheidungen getroffen?
Wäre mein Leben besser gewesen, wenn ich richtige Entscheidungen getroffen hätte?
Unerfülltes Glück in der Familie, eine einsame Kindheit, Eifersucht auf andere, gescheiterte Träume, ein gewöhnliches Leben, das von allen vergessenes Ich.
Ich erinnere mich mit Bitterkeit an meine zahlreichen Misserfolgen und die kleinen Träume, die ich nie verwirklicht habe.
Meine Vergangenheit sei sicherlich von Scham und Wertlosigkeit geschmiert.
Aber was war überhaupt mein Traum?
Wer war ich? Was sollte ich tun?
Gab es überhaupt eine Aufgabe, die ich erfüllen musste?
Ohne sie hätte ich weder Erfolg noch Misserfolg gehabt.
Man wird in eine zufällige Situation hineingeboren, und wächst darin auf und kennt sich selbst.
Was hätte man sonst tun können?
Man wird gesegnet, wenn man aus eigenem Kerker hinauswachsen kann, um eine neue Einsicht in einer neuen Welt zu gewinnen.
Aber die Welt hat sich dabei nicht verändert, man selbst hat sich verändert.
Dann kann man die Welt erst sehen, wie man möchte:
Sie kann eine stagnierende oder stagnierende Welt, eine geteilte oder traumlose Wildnis sein.
Oder ist sie eine ferne Traumwelt, die sich wie eine Wiese voller Licht, Hoffnung und Verzweiflung, Zuversicht und Angst, Resignation und Träumen ausbreitet?
Auch wenn dieser Traum zerbrechlich und flüchtig wäre, könnte man ein neues Ziel finden, das zum neuen Maßstab wird und wie ein Tempel gen Himmel hervorragt.
Ich fang an, die Stufen hinaufzusteigen, betend, dass ich ihn erreicht.
Doch der Tempel ist weit weg und ragt über die Wolken.
Die Sonne scheint selten.
Der Nebel verhüllt die Umgebung, sodass man nicht einmal erkennt, wo man hingeht.
Trotzdem muss ich die Treppen hinaufsteigen.
Sie sind schmal und instabil und scheinen endlos.
Wo bin ich nur?
Ab und zu scheint die Sonne und ich glaube, den Tempel sehen zu können.
Doch bald geht die Sonne unter und der Tempel verschwindet im weißen Nebel.
Plötzlich nähert sich ein Schatten, und mein Herz pocht stark vor Erwartung.
Habe ich endlich den Tempel erreicht?
Der Schatten jedoch nimmt die Gestalt einer Person an und spricht mit sanfter Stimme zu mir.
Sie ist die Andere, die ich in Besessenheit von mir selbet vergessen hatte.
Sie wird meine Begleitung, die mir selbst im dichten Nebel wie eine Fackel den Weg erhellt.
Doch auch die Person ist nicht meine; sie ist auf dem Weg zu ihrem eigenen Tempel.
Der Schatten geht vor und hinter mir.
Ich verspüre Erleichterung, und wir beide steigen beieinander hinauf.
Doch dann verschwindet dieser Schatten bald, und ein anderer Schatten kommt näher, und dann verlieren man den Schatten wieder aus den Augen, schließlich sind wir allein.
Doch wer einen Schatten auch nur einmal gefunden hat, ist glückselig.
Er hilft uns als Wanderstock die steilen Treppen hinauf.
Sein Dabeisein und Lächeln geben mir den Mut zum Aufstieg.
Ist mein Tempel höher oder niedriger als der anderer?
Niemand weiß, ob die Entscheidung, in den Tempel zu gehen, richtig oder falsch ist.
Man muss die Treppen hochsteigen, solange man gehen kann.
Wenn ich herabblicke, sehe ich mich als junger Mann weit unter den Wolken klettern,
manchmal mit nichts, manchmal mit einer schweren Last.
Nun trage ich eine andere Last, mich selbst,
und sehe noch ferne,
Ich weiss noch nicht, wo mein Tempel ist.
Der Weg zweigt noch in mehrere Pfade ab.
Ich kann mich noch nicht entscheiden, welchen zu nehmen.