In der Hektik des Bahnhofs zieht eine Haarsträhne vorbei. Ein lang anhaltender Duft. Reflexartig atme ich tief ein. Es ist ein Duft, den ich schon einmal gekannt habe. Der Duft überwindet sofort Zeit und Raum und bringt mich zurück an den Ort, an dem ich ihn gerochen habe. Der Duft einer Fremden, deren Alter und Aussehen ich nicht kenne. Der Duft entführt mich in eine andere Welt des Eros, und meine Gedanken, die ich gerade noch hatte, verschwinden wie eine Rauchwolke. Ekstase erfüllt den Geist bis an den Rand der Erinnerung.

Als ich mich umdrehe, ist niemand mehr da. Das beruhigt mich. Es sollte eine Fremde bleiben, und es sollte eher ein reiner Duft sein, ohne jede konkrete Form. Aber der Duft ist keineswegs leer, er beherrscht mich.

Er ist wie die süßen Worte einer vergessenen geliebten Person. Der Duft lebt immer noch in meinem Geist auf und verzaubert mich. Alle Ängste und Wut verschwinden wie ein Phantom und umhüllen mich wie warmes Sonnenlicht. So wie ein ausgetrocknetes, mit heißem Sand bedecktes Land durch einen plötzlichen Abendregen wieder zum Leben erweckt wird, wird eine einsame, elende Seele wie ein weiter, grüner Ozean befeuchtet und beginnt langsam zu schwanken. Grünes Wasser zieht mich wohltuend in sich hinein, Fruchtwasser. Ich träume davon, zu meinem eigenen Ursprung zurückzukehren. Der Geruch ist ein ursprünglicherer Instinkt als Worte. Er führt zurück in die dunkelsten Tiefen des Geheimnisses.

Das sanfte Grün des Laubes, durch das die Sonnenstrahlen von unten durchdringen, ist hell und heiter. Sahen die Dinosaurier, die hungrig und rasend ihre Beute jagten, das Grün, das es seit Urzeiten gab? Mich wundert, ob das letzte, was die kleinen Kreaturen, die gejagt und gefressen wurden, sahen, auch grüne Bäume waren, umarmt vom Duft frischer grüner Blätter?

Es gibt unzählige Düfte, aber nur einer ruft ein lebhaftes Bewusstsein hervor. Hat er etwas mit einem sonderlichen Ereignis zu tun, das tief in Vergessenheit geraten war. Es ist für immer begraben, ohne dass man sich je daran erinnert. Hat es sich nur physisch im Gehirn eingeprägt? Wann war das? Was geschah damals? Aber Erinnerungen haben keinen Inhalt. Die Jagd nach inhaltslosen Erinnerungen ist ein endloser Kampf ohne Siegeschance.

Der Duft ähnelt dem Glück. Auch wenn es glückliche Erfahrungen gibt, hat das Glücksgefühl selbst keinen Inhalt. Wenn man von Glück erfüllt ist, wird der Geist vage und jede Erfahrung verliert ihre individuelle Bedeutung. Es ist wie bei einem Opiatabhängigen. Adam, der den Apfel gegessen hat, wurde zusammen mit Eva gebannt und hat unter der Folter des Erkennens gelitten. Glück ist immer eine Rückkehr zum Paradies, dem Ursprung der Unschuld.

Der Duft verhöhnt das Erkennen wie ein Mädchen, das gewandt im Wald davonläuft und die Männer auslacht, die sie nörgelnd umwerben. Eine Sommerwolke steigt auf und verwandelt ihre Form auf verschiedene Weise. Selbst wenn man versucht, hoch hinaufzuklettern und die Wolken zu fassen, ist es unmöglich. Die am Nachthimmel leuchtenden Sternbilder sind nur Einbildung. Die Physik kann die Welt nicht erklären.

Düfte wecken Erinnerungen. Wenn ich nach einem Traum aufwache und versuche, ihn zu erfassen, steigt er auf wie Morgennebel. Es ist richtig zu sagen, dass der Duft eine Erinnerung ist, die nicht geweckt wurde. Eine nie erfüllte Erinnerung.

 In alten Zeiten wurden unzählige Soldaten auf ein Schlachtfeld geschickt. Sie schliefen unter den Sternen, ernährten sich von wilden Tieren und kehrten nie in ihre Heimat zurück. Keiner von ihnen kennt den Grund für die Schlacht. Sie kämpfen für etwas, das sie nicht kennen, und sterben, ohne zu wissen, warum. Diejenigen, die das Geheimnis des Duftes ergründen wollen, erleiden das gleiche Schicksal. Es ist ein Geheimnis, das existieren sollte, aber nie gelüftet wird.

Das ist unser Schicksal. Wir suchen nach dem Sinn des Lebens. Manchmal empfinden wir Glück. Aber es hat keine Substanz. Es verliert sich so schnell, wie der Duft vergeht, und es gibt keine Spur davon. Aber es hat sicherlich existiert, so wie der Duft existierte, wenn auch nur flüchtig.