Abschied 8
Der Wind fuhr ihm über das Gesicht zärtlich hinweg und weckte ihn auf. Es roch nach Meerwasser. Yu schlug die Augen auf und sah erst über die tiefgelbe Küste hellblau wogende Wellen, darüber hinaus tiefviolettes Meer in der Ferne. Die sanft schleichenden Wellen werden ihm still in den Sand zu Füßen aufgesaugt, Man sieht auf den fernen Horizont gerade noch einige Schiffe wie schwarze Mohnkörnchen. Im wolkenlosen weißblauen Himmel wirft die weiße Sonne weißes und silbernes Licht auf die Wellen und die Atmosphäre sieht irgendwie gelblich aus. Yu befand sich an der Küste des Schwarzen Meeres namens Karadeniz.
Fast ein Jahr war vergangen seit seinem Heimkehr nach Japan. Zwar kam Yu nun nach Deutschland zurück, um Deniz zu treffen, jedoch war sein Absicht nun ganz anders, Er kam nicht zu ihr mit glücklicher zukünftiger Perspektive, sondern brachte ihr Verzweiflung. Er war dort als Verlierer, der weder zu Hause noch hier zulande keine finanzielle Möglichkeiten und keine Fähigkeiten, irgendeine Überlebensstrategie zu entwerfen. Jedoch konnte er umhin, Deniz zu sehen. Sie sollte eine einzige Person gewesen sein, die fähig war, ihn zu verändern, und auch gleichzeitig eine Seil, die den von Klippe fallenden Yu retten könnte. Er wollte einmal sie loslassen, jedoch sie wieder fest fassen. Jedoch war sie nun sehr schmal und fast aufgeräufelt.
Als Deniz Yu wiedersah, freute sie sich. Jedoch merkte sie gleich kein positives Zeichen, sogar entpuppte es sich, dass alles viel schlechter als vorher geworden war. Als Yu sagte, dass er immer noch mit seiner Frau lebte, sogar sie nun in Schwangerschaft sei, zeigte sie einen betäubten Ausdruck, dass es unmöglich sei und sie das nicht glauben, was er sagte, als ob sie wünschte, dass alles ein Traum sein musste. Yu wusste, wie töricht alles sein kann, jedoch konnte er nichts verändern, während er irgendwie etwas in sich zu verändern versuchte, um von dieser Situation herauszukommen. Er wollte in ihr Herzen eindringen und wissen, was sie wirklich empfindet, hoffend, dass es seine Entscheidung für eine bessere Richtung unterstützen könnte. Deniz verhielt sich stark und lächelte an ihn an und sagte, dass sie zusammen mit ihm eine Freundin besuchen wollte.
Nach etwa einer Woche mit Deniz fuhr Yu nach Istanbul und nahm an einen Türkisch-Kurs an einer Sprachschule am Bosporus teil. Nächste Woche war er, gefahren mit mehreren Bussen, schon unterwegs nach einer Stadt, wo Deniz früher lebte. Endlich aus dem letzten Bus am großen Busbahnhof ausgestiegen, ging er zur Küste, wo er nun war. Durch ein Getümmel von Leuten am Bahnhof ging er zu einer von Bäumen überschatteten Straße und sah einen kleinen Buchladen, durch dessen Fenster sich dicke Bücher mit dem schwarzen Ledereinband mit goldenem Säumen vom Sonnenlicht scheinen ließen. Er verstand, dass sie Koran waren. Dann hatte er eine Schnapsidee, dass er für Deniz einen Koran kaufen wollte. Er dachte, dass sie wohl nicht einen neuen Koran brauchen würde, da sie schon lange in Deutschland wohnte und weder besonders religiös war, noch kaum Arabisch lesen konnte. Jedoch war Yu lange in der Religion interessiert und hoffte, dass das Buch irgendeine unerwartete Wirkung zwischen den beiden hervorbringen könnte. Sobald er ins Laden ein trat, kam ein Junge, etwa 12 Jahre alt, an die Eingangstür zurück und blickte zu ihm auf. Yu nahm ein schweres Buch vom Regal aus und öffnete es. Das hat einen goldenen Schnitt und die Seiten waren mit Schnörkelschrift sehr schön gedruckt und die Ränder der Seiten waren mit bunten Mustern geschmückt. Das war etwas, was er erstmals gesehen habe. Es sah, dass sich eine andere Welt darin versteckte, was Yu nicht kennen konnte. Er fragte den Jungen auf Türkisch nach dem Preis. Er widerte, jedoch der Preis war viel mehr als Yu dachte. So er wollte mit ihm Rabatt aushandeln. Er verschwand hinter dem Laden, dann erschien ein alter Mann mit weißem Hut und Weste. Als er einen Fremden vor sich sah, veränderte er gar nicht seinen Ausdruck, sondern sah er ihm in die Augen und ein bisschen den Preis herabgesetzt. Yu bat noch den Preis zu senken, zeigend seine Finger. Er überlegte eine Weile, dann lächelte ihn an.