Abschied 7

Wie eine erschütterte Person wacht er jeden Morgen auf, jedoch von der Routine abgelenkt, nimmt er den Zug zum Arbeitsplatz wie jeder andere. Aber taucht das Gesicht von Deniz schon am Nachmittag unausweichlich in seinem Kopf. Ihr Bild verschwindet eine Weile, dann taucht es fast jede Minute wieder. Yu fühlte sich in dem Moment nicht in einer Illusion, sondern in der Tat zusammen mit ihr die gleiche Luft atmend, lachend und Hand in Hand gehend. Das Gefühl dauert wiederholt. Da konnte er nicht glauben, dass er nach Japan zurück kam und sogar mit seiner Frau lebt. Nach der Arbeit war er auf dem Weg nach Hause nüchtern, als ob er von der Träumen aufwachte. Streitigkeiten geschahen mehr und mehr, weil seine Frau wegen der Schwangerschaft seine rücksichtslose Verhaltung zu rügen begann. Das war Selbstverständlichkeit für sie, jedoch glaubte Yu nicht, dass er mehr für sie machen konnte.  

Man sagt, dass man durch die Einsicht in Fehler in der langen Geschichte der Menschen den gleichen Fehler nicht wiederholen könnte. In Wirklichkeit, jedoch, macht man den gleichen primordialen Fehler immer wieder, als ob man nicht fähig wäre, etwas vom Fehler lernen zu können. Ist es eher menschlich? Gibt es fehlerloses Leben? Wie sollte man „richtig“ leben? Sollte er allen Betroffenen zuhören und Ratschlägen folgen? Jeder bietet ihm eigenen moralischen Maßstab an und er sollte im Knotenpunkt von ihnen sein. Am Ende war er dadurch eingeschnürt und könnte die schlechteste Entscheidung am Ende treffen. Zwar war er jung und naiv, aber sollte es Entschuldigung für alles? Folgte er nur seiner Begierde? Konnten soziale Normen ihn auf den richtigen Weg wieder bringen? In Wahrheit kam Moral immer seiner unsicheren Entscheidung hinterher wie jemand, der den Zug verpasste und dann den Zeitplan fand.

Unbemerkt schlich der Frühling ein und der Winter verschwand widerwillig. Blendend frisch grüne Blätter schlugen aus. Trotz des sporadischen Wiederkehrs vom kalten Wetter, verbrannte die grillende Sonne manchmal die Haut. Nach dem kurzen Frühling und Regenzeit kam gleich der Sommer in vollem Umfang. Schon hegte Yu wieder eine Hoffnung, dass er Deniz doch sehen sollte. Und er wurde von dem Gedanken immer mehr besessen. Er dachte, ob er im diesem halbfertigen Gefühl mit einer Frau, mit der er sich nie versöhnen könnte, weiterleben sollte? Auch wenn es fehlschlagen würde, sollte er es tun, sonst würde er sich ewig bereuen. Gleichzeitig hatte er keine Ahnung, wie er Deniz von seiner selbstverschuldeten Verwirrung erklären sollte. Es würde ihr sicher sehr wehtun, da sie noch auf Yu treu wartet. Jedoch war sein Egoismus so groß, dass er sich entschieden hat, auch wenn es das Ende der Welt herbeiführen würde.    

Als seine Frau von seiner Entscheidung hörte, verunsicherte sie sich sehr und versuchte, das zu verhindern, jedoch war seine Entscheidung war so fest, dass sie nichts mehr verändern konnte. Gleichzeitig schickte er Deniz einen Brief, um von seiner Deutschlandreise wissen zu lassen. Offensichtlich erwartete sie seinen Besuch, weil sie noch an ihn glauben wollte, obwohl sie wegen seiner Verhaltensweise gegen sie misstrauisch fühlte. Sie hatte keine klare Situation um Yu und seine Frau, so wollte sie unbedingt ihn sehen und wissen, was nun los ist. Er buchte den Flug.    

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