Abschied 5
Jedoch, wollte er ein neues Selbst im Ausland finden und sich verändern? War der Wunsch nur eine Schnapsidee? Yu, der glaubte, dass man sich verändern kann und sollte, wunderte sich über seinen eigenen veränderten Gedanken, während er merkte, dass er nicht mehr dagegen Widerstand leisten wollte. Sogar folgte er diesem schwachen Selbst. Früher hatte er sich von den alten Verhaltensweisen in Japan, die ihn lange einsperrte, verdrossen gefühlt. So wollte er sich verändern, jedoch kehrte er als Verlierer heim und habe keine Hoffnung mehr. Nun sah er sein einstmaliges Leben wie Erd- und Lawinenstrom herunterfließen und ihn verschlucken. Wie eine Person, die in Katastrophe um Essen bettet, schrieb er seiner Frau einen Brief.
In monatelangen Einsamkeit schien das sich angeblich bisher formende Selbst schnell an Glanz verloren zu sein. Yu wollte seiner Frau etwas, was er ihr angetan hatte, erzählen, aber wusste er nicht wie. Selbst wenn sie sich treffen würden, was bleibt ihnen nach einer langen verzweifelten Zeit noch üblich? Was könnte er ihr mehr als Enttäuschung, Groll oder Erbitterung geben? Aber er dachte, dass er nicht alles so liegen lassen kann, wie es ist. Er erwartete keine Antwort von ihr, jedoch kam sie mit ihrer Freundin. Er sagte ihr, dass er wieder in die Stadt ziehen und arbeiten wollte. Sein Wort schien sowohl wie eine einseitige Erklärung, jedoch als auch wie eine Ausforderung, mit seiner Frau wieder neu anzufangen. In der Tat, nach einem langen Herbst, als der kalte Wind zu wehen begann, zog sie ins Haus ein, das Yu gerade gemietet hatte. Selbst an dem Punkt wusste er nicht, warum er sie akzeptiert hat, weil er ihr gegenüber kaum ein Gefühl mehr hatte. Er wusste, dass solches Leben nie lange dauern würde, jedoch fühlte er auch eine Schuldgefühl für sie. Seine Frau schien auch eine vage Hoffnung zu haben, dass alles, was sie in Deutschland erlebt hatten, ein vorübergehender Fehler gewesen wäre und dass Yu bald vergessen würde.
Nach und nach verringerte sich der Briefwechsel zwischen Deniz und Yu. Jedoch bedeutete das nicht, dass er Deniz vergaß, Im Gegenteil tauchte sie ständig und klar vor ihm auf, als ob sie einen Teil seines Gehirns geworden wäre. Er dachte, dass das Zusammenleben mit seiner Frau ein vorübergehender Prozess für eine bessere Zukunft sein sollte und er mit der Zeit irgendeines endgültiges Ergebnis bringen würde. Yu war geistig zu schlapp, um sich Dilemma bewusst zu sein, dass er trotz seines unwiderstehlichen Gefühls Deniz gegenüber heimlich mit seiner Frau lebte. So wurde sein Leben immer mehr von der Gegenwart aufgefressen, als ob alles, was er in Deutschland erfuhr, nie existiert hätte.
In seinem Kopf flossen zwei verschiedene Zeiten, eine Zeit, wo er mit Deniz in Deutschland lebte, und eine andere Zeit, wo er nun in Japan lebt, ohne klare Widersprüche. Die deutsche Zeit fließt noch in ihm ununterbrochen. Er lebt noch dort, wo er sein Herz klopfend und zusammengeschnürt fühlte. Da war er immer mit Deniz. Die Welt schwebte irgendwo und hatte keinen Berührungspunkt mit der Realität. Andererseits war er von der realen Zeit umzingelt. Diese Welt verbreitet sich vor ihm wie eine Wüste, in der stets ein Wirbelsturm aufkommt und man kein Lebenszeichen sehen kann. Yu lebte in einer Phantasiewelt, während er im Meer der Realität fast ertrunken wäre. Seine ehemalige Hoffnung, sich zu verändern, schien wie Schaumblasen im Meeresboden verschwunden zu haben.
Die Welt, in der er noch leben sollte, schien ein geschlossener Raum zu sein, wo es keinen Traum gibt und nur Verzweiflung vorherrscht. Er wusste, dass er in einem dunklen Meeresboden leben sollte und dass es von seinem schwachen Willen, sein Problem nicht zu bewältigen, verursacht worden war. Er tat vielen Betroffenen Schmerz und Kummer an, wofür er sich bei niemanden entschuldigen konnte. Dafür musste er nun dadurch büßen, dass er ein sinnloses Leben lebt. Gleichzeitig dachte er, ob es irgendeinen Sinn ergeben würde. Sollte er das ganze Leben mit seiner Frau bitter leben und würde es sie glücklich machen? Nicht zuletzt war er mit Deniz noch verbunden. Sie wartet noch für ihn. Warum sollte er auf sie verzichten? Nach solchem Gedanken überfiel ihn gleich eine Verzweiflung, die sagte, dass es nur eine dumme Illusion sei und du schon ein anderes Leben angefangen hast.