Begegnung 18

Das Leben als Student in Deutschland war für Yu sowohl in Wohnumgebung als auch in finanziellem Zustand angenehm. Zuerst fühlte er, dass das Land technologisch etwas rückständig war. Auch war es für ihn befremdend, dass die meisten Geschäfte am Wochenende geschlossen waren, weil in Japan die Geschäfte am Wochenende am meisten Gewinn machten. Am Bahnhof in großen Städten bettelten Punks Passanten um Geld an. Damals galt Japan als ein relativ reiches Land. Alle Länder waren mit GDP bewertet und rangiert, als ob es ein einzig absolutes Kriterium wäre. Jedoch erkannte er langsam, dass das Standard der Lebensqualität anderswo lag. Das war kein messbares Ding, sondern eine Art Ethos, das uns ermutigt, das Ziel frei zu folgen.        

Jedoch hatte er kein stabiles Selbstwertgefühl. Er empfand sich manchmal als nichts. Finanziell hing er von dem anderen ab und hatte kein Mittel, auf eigenen Füßen zu stehen. Könnte er eine Person wie Deniz, die ehrlich und zukunftsreich war, glücklich machen? Warum traf er sie? Warum hat sie ihn so stark angezogen? Warum hat sie für ihn entschieden? War es ein reiner Zufall oder eine unvermeidliche Vorsehung?

Hat er überhaupt jemand sogar einmal glücklich machen können? Die Beziehung mit seiner Frau stand im Begriff, zu Ende zu gehen. Hat er immer nur wegen zeitweiligen Eigeninteressen gelebt? Was war er eigentlich? Solche Gedanken quoll in ihm wie Haufenwolken einer nach dem anderen hervor und besaßen seine Seele. 

 Für einen unentschiedenen Mensch wie Yu kam Deniz vor wie ein Stern, der plötzlich am Horizont auftauchte und Licht sammelnd gen Himmel aufstieg. Sobald böse schwarze Wolken ihn zu verdecken versuchten, erschien er jedoch im nächsten Augenblick zwischen den Wolken wieder. Trotz der unzähligen Sternen und Galaxien im Hintergrund strahlte er mit einer klaren Kontur und wurde nie verloren. War Yu nur eine von den Wolken, die den Stern verdecken wollte? Konnte er nicht Wind werden, der alle störende schwarze Wolken wegblasen und den Stern ins Ziel führen?

Andererseits wusste Yu Deniz‘ Leiden wegen Yu. Sie machte alles, was sie für Yu tun konnte. Vielleicht wollte sie, dass Yu sich gleich von seiner Frau scheiden lassen, obwohl sie davon nichts sagte. Das wäre ein klares Signal, eine klare Entscheidung für sie. Wenn er in Japan wäre, könnte er ausziehen oder irgendeine gesetzliche Prozedur anfangen. In Deutschland Fall treibt man sicherlich alles schnell voran.

Was zögerte Yu, einen nächsten Schritt zu tun? War er just ein Träumer? War es für ihn Freude, unlösbare Dilemma zu schaffen und darunter zu leiden? War es für ihn eine verbotene Frucht? Wollte er in Qual wie ein Held im Roman sterben, weil man in einem Roman nicht eine seriöse Konsequenz zu ziehen braucht? 

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