Begegnung 4

Mit gelegentlichen Pausen brauchte der Bus drei oder vier Stunden, um die ostdeutsche Grenze zu erreichen. Nach einer angespannten Passkontrolle mit mehreren Grenzbeamten, ausgerüstet mit automatischen Gewehren und den scharfen Blicken, fuhr der Bus nun ohne Unterbrechung auf einer einzigen Straße nach Berlin, mit nichts als Feldern rechts und links. Ab und zu kam ein entgegenkommendes Auto vorbei, aber man sah nirgendwo eine Menschenseele. Schließlich kam der Bus in der Grenze von West-Berlin an und nach einer erneuten Passkontrolle sah es alles anders aus. Es füllte sich die bisherige graue Landschaft plötzlich mit bunten Farben. Als der Bus in die Hauptstraße einfuhr, waren so viele Menschen auf der Straße, dass es Yu an die überfüllte Innenstadt von Tokio erinnerte, und anders als im Osten, wo man fast nur Trabis gesehen hat, waren die Straßen mit amerikanischen und französischen Autos verstopft, die auf dem Seitenstreifen geparkt waren. Große Kaufhäuser und hohe Gebäude standen prächtig und staatlich, und die kleinen Gassen waren durch den grellen Schein roter und blauer Neonschilder erhellt. Sobald der Bus am Hotel ankam, verließen alle das Hotel in kleinen Gruppen und machten sich direkt auf den Weg ins Stadtzentrum. Alle fühlten sich erleichtert und gleichzeitig aufgeregt. Überall wimmelte es von Menschen, aber als sie von der Hauptstraße in die schmale Straße einbogen, stach schreiende Farben von Leuchtreklamen ins Auge. Yu und seine Freunde bestellten Kebab und stillten damit vorerst ihren Hunger. Sie schlenderten in Dämmerung durch das Viertel voller Bars und Diskotheken, und alle ließen sich von der ungeahnten Lebendigkeit der Stadt mitreißen. Die Nacht ist noch lang.

Kwuame sah ein Schild für eine Stripshow und meinte, man sollte dort hingehen. Die anderen Begleiter sahen sich einen Moment lang an, begaben sie sich in Aufregung ohne lange Überlegung an eines der vielen Geschäfte. Sie gingen die Kellertreppe hinunter, an deren Seite ein Schild hing, auf dem “Fünf Mark in drei Minuten” stand. Sie warteten in einem kleinen, durch Vorhängen abgetrennten Bereich, und als sie an der Reihe waren, wurden sie in einen ebenfalls abgetrennten Raum gebracht, der kaum Platz für vier Personen bot. Sie setzten sich auf Klappstühlen, und eine junge Frau kam mit Musik herein und begann im Abstand von etwa einem Meter zur Musik zu tanzen. Der Raum war zu eng und man fühlte sich unwohl, als Yu anfing zu denken, was er hier eigentlich machte, endete schon der Tanz. Freudig applaudierte Kwame ein bisschen übertrieben. Bald darauf kam ein Mann, um die Leute darum zu beten, schnell den Raum zu verlassen. Yu war peinlich gerührt, was auch einige der Fall war, so sie haben gegenseitig bitter gelächelt.

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