Begegnung 2

Um die Uni herum gab es einige Studentenwohnheime und Yu‘s Studentenwohnheim lag eine Viertelstunde zu Fuß von der Uni entfernt, wo es in der Nähe ein kleinen Einkaufszentrum mit einem Blumenladen und einem Friseurgeschäft gab. Das Wohnheim war sechsstöckig im Mittel-Gebäude und vierstöckig auf beiden Fassaden. Die Fenster des Zimmers,  die sich nach innen öffnen, waren doppelt verglast, aus schwerem Eichenholz, typisch in Deutschland. Die Eingangstür des Gebäudes hingegen war aus Aluminium mit einem automatischen Schloss, das ein trockenes geschmackloses Summen von sich gab, wenn man den Buzzer drückte. Vor dem Studentenwohnheim lag ein offenes Feld mit einem Schrebergarten. Im Sommer pflegten viele Menschen Gemüse und Blumen. Jedoch, im Winter, wenn die Temperatur manchmal unter minus 15 Grad Celsius fiel, war das ganze Gebiet mit weißem Frost oder Schnee bedeckt, und manchmal überquerte eine Herde von Rehen, weißen Atem ausstoßend, das Feld in den Wald. Yu machte oft Spaziergänge durch die großen Felder und buschigen Flächen.

Im Sommer leuchten der blaue Himmel und grüne Bäume so hell und freudig wie zwei gute Freunde, die sich endlich wiedersehen konnte. In Deutschland hat fast jede Stadt einen Wald in der Umgebung, der sehr gut gepflegt ist und in dem viele Menschen spazieren gehen. Für Yu, der nur noch in Japan lebte, schien es, als sei die Natur hier ein Teil des Lebens, und in Japan sahen Städte und Natur voneinander völlig abgetrennt aus. Die Formulierung “harmonisches Verhältnis zwischen Natur und Japaner” schien der Realität überhaupt nicht zu entsprechen. Nach dem, was Yu gelesen hat, sind die meisten Wälder in Deutschland seit dem Mittelalter oft durch Kriege zerstört worden, so dass die meisten davon künstlich gebildet wurde. Vielleicht ist das der Grund, warum die Stadt und die Wälder in Deutschland so ausbalanciert sind.

Fast ein Jahr verging, seit Yu nach Deutschland gekommen war. Am Ende des Semesters schrieb er mehrere Hausarbeiten mit einer Schreibmaschine, die er aus Japan mitgebracht hatte. Jedes Mal, wenn ihm ein Fehler unterlief, musste er die Seite noch einmal von vorne schreiben, und am letzten Tag blieb er die ganze Nacht auf, um sie fertigzustellen. Nachdem er alle Arbeiten endlich abgegeben hatte, stieß er mit einem deutschen Studenten, den er in der Klasse kennen gelernt hatte, in der Mensa mit einem Bier an. Ein paar Tage später fing die alljährliche ausgelassene Party zum Semesterende im Universitätsgebäude an. In einigen großen, schummerigen Räumen, wo mehrere rotierende Spiegelkugel installiert waren, wurden Wellen von farbigem Licht auf die tanzenden Menschen geworfen, während Tanzmusik schallte.

Als Wai ankam, stellte jemand ihn den Anwesenden vor und sagte: “Er ist ein netter Bursche”. Wai begrüßte sie freundlich und ging mit großen Schritten durch die Menge auf seine deutsche Freundin zu, die schon eine Weile auf ihn gewartet hatte. Sie war platinblond und größer als Wai. Sie nickte und lächelte ihm an, als sie ihn erkannte. Sie war keine Studentin, sondern eine Buchbinderlehrling. Sie kam zufällig mit einer Studentin zu Wais Party, und lernte ihn kennen. Wai gab oft Partys und lud viele Leute in sein Studentenwohnheim ein, wobei er chinesisches Essen kochte. Einige Leute brachten Salate oder Getränke mit. Als Yu eines Tages wegen eines Treffens zu ihm ging, warteten schon einige Leute in der Küche, aber als jemand an seine Tür klopfte, gab es keine Antwort. Nach etwa zehn Minuten öffnete sich die Tür, und Wai kam, sein wirres Haar glättend, heraus und eine Weile später zeigte sich seine Freundin, was alle überraschte.

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