Anfang 12
Yu kannte auch einen jungen Türken namens Serkan. Er arbeitete momentan als Müllmann jeden Morgen. Er kam mit seiner Familie aus Istanbul, aber war sein älterer Bruder schon wieder in der Türkei, um zu arbeiten. Serkan sagte, dass Yu seinen Bruder besuchen sollte, wenn er irgendwann nach Istanbul gehen würde. Yu nahm es ernst und besuchte ihn tatsächlich viel später in seinem kurzen Aufenthalt in Istanbul. Yu sollte im voraus Serkan über seinen Besuch informieren, jedoch konnte er ihn nicht treffen. Vom Bahnhof wollte Yu mit dem Bus Serkan’s Bruder besuchen, jedoch fuhr kein Bus in die Richtung, wohin Yu wollte. So nahm er Dormuş, dessen Fahrer versicherte, dass er ihn dorthin bringen würde. Das war ein heißer Sommertag, Der laue Wind durch das Fenster des Autos blies gegen das geschwitzte Gesicht von Yu anhaftend. Der Mini-Bus fuhr quer und kreuz durch breite und enge Straßen und Gassen. Als Yu merkte, dass kein Fahrgast mehr im Auto war, hielte das Auto an und der Autofahrer, mit dem Finger ein Haus hinter den Bäumen zeigend, sagte, das müsse das Haus sein.
Yu klopfte mit einem gewissen Zweifel an die Tür eines Hauses. Nach einer Weile wurde die Tür geöffnet und stand ein alter Herr mit langem weißen Vollbart und einer weißen Mütze, dem Entschiedenheit und Vornehmes anhaftete. Er sah ein bisschen überrascht aus. Glücklicherweise erschien gleich ein junger Mann hinter ihm. Yu sagte seinen Namen auf Deutsch, jedoch wußten die beiden nicht, worum es sich handelte. Yu erklärte die Situation mit Serkan und ihm. Dann verschwand der junge Mann ins Haus, um seinen Bruder in Deutschland anzurufen. Bald kam er wie erleichtert und lächernd zurück und forderte Yu auf, ins Haus zu treten. Im Wohnzimmer saßen zwei alte Damen auf den Bänken, die an den Wänden eingebaut waren. Yu grüßte die beiden verlegen. Serkan’s Bruder rannte zum Nachbar, um jemand zu holen. Ein anderer junger Mann tauchte gleich mit ihm auf. Er grüßte erst die beiden Damen, nahm ihre Hand und küsste sie, was Yu wegen der eleganten Weise sehr imponierte.
Der alte Herr war Selkans Großvater. Er erzählte gerade dem Enkelkind von der Geschichte von heute: Er sei in die Stadthalle gegangen, um von der Entwicklung der Bestattungserlaubnis seines verstorbenen Verwandten zu wissen. Schon habe er einem Beamten Geld gegeben, um das Verfahren zu beschleunigen. Inzwischen sei diese Sache ans Licht gekommen und der Beamte sei gerügt worden und der Großvater habe das Geld zurückbekommen. Er äußerte vom Verhalten der Beamten kritisch, jedoch gleichzeitig auf einer sehr heiteren Weise. Yu’s Unbehaben verwanderte sich in Bewunderung der Leute aufgrund ihrer Gastfreundlichkeit und Offenheit, die für sie sicher üblig sein musste. Abends begrüßten sie den japanischen Eindringling mit türkischem Brot und dicker Suppe.
Am nächsten Tag sagte der Bruder von Serkan, er könne nicht bei der Arbeit fehlen. Jedoch würde sein Nachbar Yu in der Stadt führen. Yu lehnte das Angebot höflich ab. Jedoch sagte er, sein Nachbar hätte schon Urlaub genommen und wartete auf Yu. Der Nachbar war ein Mann, der in den Dreißiger war und Deutsch nicht sprach. Yu wunderte, wie er ihn führen könnte. Jedoch zeigte er Yu ein kleines Englisch-Türkisches Wörterbuch, mit dem die beiden den ganzen Tag versuchten, sich einander irgendwie zu verstängigen. Der Mann war zuerst gespannt, mit einem Japaner umzugehen, jedoch gewöhnte er sich an seiner Führung langsam und brachte Yu durch die Stadt zur Galata Brücke. dann mit dem Bus sogar zu Rumelli Hisari. Sie gingen in der Hitze meistens zu Fuß, so die beiden waren durstig und tranken am kleinen Teehaus türkischen Tee ständig, wobei der Mann für Yu immer zahlte. Er erzählte seine private Geschichte: Er sei sehr stolz, dass er der türkischen Armee als Wehrpflichtiger diente. Mit seiner Frau und drei Kindern lebe er glücklich. Er wußte die Geschichte der historischen Beziehung zwischen der Türkei und Japan und war nicht zuletzt neugierig auf Japan, jedoch war es für die beiden nicht einfach, darüber mit primitiven Sprachkenntnissen zu diskutieren. Yu merkte, dass sie die ganze Zeit nur ein Brot gegessen haben. Er deutete ihm an, ob er etwas essen wollte. Er schien verstanden zu haben, so sie gingen in ein anderes Teehaus, Jedoch bestellte er wieder zwei Tasse von Tee. Dann merkte Yu, dass er alle Kosten für Yu zahlte. Sicherlich war die ganztägige Führung finanziell zur Last für ihn. Yu schämte sich darüber, dass er bis jetzt dessen nicht bewusst war. Er dachte, wer in Japan so was für einen Unbekannten tun würde. Er war sehr von seiner Gastfreundlichkeit wieder beeindruckt.