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Selten ergibt sich für uns eine Gelegenheit, eigenes Leben vom Grund her zu verändern.  Sie könnte unerwartet in jedem Moment und Ort geschehen, wenn man jedoch nur auf der Suche nach irgendeiner Veränderung ist. Es könnte von einer glücklichen Begegnung mit jemandem, oder von einem tragischen Geschehen wie  einem Abschied von jemandem oder einer Katastrophe, veranlasst werden. Aber wenn man keinen starken Willen zur Veränderung hat, würden diese Anlässen die Betroffenen eher negativ beeinträchtigen.    

Wenn man auch überhaupt solche Gelegenheit hätte, könnte man sich nicht immer positiv verändern, weil man sich mit einem ganz neuen und fremden Milieu zu tun haben muss, dem gegenüber man sich  gar nicht vorbereitet hat.  Dass man in eine neue Umgebung entschieden eintritt,  bedeutet, dass man die anderen Werte, aus den die Umgebung besteht, ernsthaft  aufnimmt und sich dementsprechend umbildet, damit weniger Widersprüche mit der neuen Welt zustande gebracht werden.  Kann man alles, was man bis jetzt hat, aufgeben, um zu einer neuen Situation anzupassen?  

Yu hörte einmal von einer Japanerin, die in einem entfernten Dorf in Osteuropa mehrere Jahrzehnte wohnte und ihre Muttersprache nicht mehr sprechen konnte. Konnte sie sich ihrem neuen Umbgebungen anpassen? Fühlt sie ihre Vergangenheit vermisst? Oder genießt sie den Unterbruch mit ihrem alten Leben und den Neubeginn mit ihrem neuen unabhängigen Lebensabschnitt? Hatte sie ein so seriöses Problem, um ihre Heimat zu verlassen, oder einfach aus Neugier oder Liebe?  Wenn sie sich unglücklich fühlte, konnte sie heimkehren.  Oder war sie in einer Art von Gefangenschaft? Wenn so, würde sie neue Werte oder Sprache ablehnen. Aber solange sie sich die Fremdsprache so gut aneignete, dass sie ihre Muttersprache vergisst, nahm sie gut oder schlecht die fremde Kultur an.  Insofern muss sie ihr neues Leben trotz Diskontinuität mit ihrem Vergangenheit positiv fühlen. Oder lebt sie vollkommen abgekapselt und in Ablehnung gegen die fremde Kultur in Verlassenheit? Yu dachte, weder das eine noch das andere richtig war. Menschliches Gefühl ist immer  gemischt und vieldimensional.

Eines Tages saß Yu in der Uni-Bibliothek. Ein weißlich vereinheitlichter großer Raum mit vielen Fenstern gab Besuchen Freiheit. Manchmal standen mehrere Bücher auf einem Tisch wochenlang, weil Studenten viele Bücher für längere Zeit liehen durften, um Diplom- oder Doktorarbeit zu schreiben. Keiner räumt die Bücher monatelang weg. Viele Leute arbeiteten am gleichen Tisch fast jeden Tag.

Yu las gerne dort, weil er viele verschiedene Leute beobachten konnte. während er einige beliebige Bücher durchblätterte. Plötzlich öffnete sich die Eingangstür. Da kam ein Mädchen mit kastanienbraunem Haar wie ein verirrter Schmetterling. Doch irrte Yu sich. Sie nährte sich direkt zu einer Person und begann fröhlich anzusprechen, dann zu einer anderen am nächsten Tisch. Sie schien viele Bekannten zu haben. Sie ging an Yu vorbei, um noch eine andere Person zu begrüßen. Er fühlte kurz ihren Blick an ihn gerichtet und sah ihr in die Augen in einem Moment.  Dann verschwand sie plötzlich. Er versuchte sie mit den Augen zu folgen, aber umsonst. Er hatte ein Gefühl, als ob das Licht in der Saal ausging. Sie sah nicht wie eine Deutsche aus.  Er dachte, wer sie war und woher sie kam.   

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