Ankunft

Zwei Tage später landete das Flugzeug auf dem Flughafen Frankfurt. Yu Ichinose hat sich plötzlich unter die Fremden gemischt. Er dachte, er habe zwar die Sprache jahrelang gelernt, könne er jedoch unter diesen Unbekannten in stockendem Deutsch überhaupt überleben?  Ein Anflug von Furcht überfiel ihn. In der Tat weiß er nichts wirklich von dem Land. Er sprach mit den Deutschen nur in der Sprachschule oder der Uni. Sie waren sehr nett, weil sie Lehrer vom Beruf waren. Diese Leute hier haben mit Yu nichts zu tun. Wer würde sich in einem Asiaten interessieren, von dem man nicht weiß, woher er kommt? Man würde wohl ihn gerade als einen Unnötigen abtun. Dazu noch hatte er keine Unterkunft heute. Er fühlte in die Tiefe gefallen. Er fing fast an, zu bereuen, dass er hierhergekommen ist. Wenn er zu Hause gewesen wäre, hätte nichts Schlimmes wie dieses passiert, dachte er.

Inzwischen kam er mit dem S-Bahn in Frankfurt Bahnhof an und ging zum Fahrkartenschalter, um eine Fahrkarte zum Ort, wohin er nun fahren sollte, zu kaufen. Er fühlte sich erleichtert, dass er sich irgendwie mit dem Bahnbeamten am Schalter verständigte. Er stieg in den Zug ein und nahm den Platz. Der Innenraum des Wagens war unerwarteterweise so hell. Die Sitzplätze waren fast völlig besetzt. Da er nicht wusste, dass man den Platz buchen musste, stand er allein eine Weile. Er fühlte sich sehr unbequem, weil er der einzige war, der stand. Dann sprach eine Frau ihn an und sagte, dass er sich setzen kann, bis jemand erscheint. So nahm er verlegen einen nahegelegenen leeren Platz. Er wusste nicht, was zu tun, so nahm er einen Fahrplan von der Rücksitztasche heraus und vergewisserte sich mehrmals über die Ankunftszeit und den Ankunftsbahnhof.

Plötzlich, ohne Vorankündigung, fing der Zug an, sich leise zu bewegen. Er dachte, dass alles nun unwiderruflich losgegangen ist, wie es sein sollte. Der Zug beschleunigte mit kräftigem Motorenlaut das Tempo, als ob er den beängstigten Mann verlachte. Fremde Gebäude und ungewohnte Landschaft, die durchs Fenster zu sehen sind, fliegen einem nach dem anderen nach hinten. Wieder in Panik geraten, sah er den Fahrplan und eine Broschüre von der Sprachschule, die er besuchen sollte, wieder und wieder an, um sich zu besänftigen.

Da sprach ihn eine Frau am nächsten Sitzplatz an, als ob sie sich um den ängstlichen jungen Asiaten Sorge machte. “Woher kommen Sie?” fragte sie. “Aus Japan”, antwortete er. Damals war Japan am Scheitelpunkt einer Hochkonjunktur und zog als die zweitgrößte Wirtschaftsmacht Aufmerksamkeit aus aller Welt zu sich. Sobald sie seine Herkunft kannte, lobte sie schmeichelnd seine Sprachkompetenz. Die beiden sprachen eine Weile, dann ein Junge von vorne fragte Yu, ob er während seiner kurzen Abwesenheit auf seine Sache aufpassen würde. Yu fühlte sich ein bisschen beruhigt, denn er dachte, dass der Junge die beiden sprechen hörte und meinte vielleicht, dass der Asiat doch kein schlechter Mann sei. 

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