Erinnerungen eines Jungen in einem vergessenen Dorf in Japan – Vorwort

Die Zeit vergeht. Und die Zukunft wird Vergangenheit und die Vergangenheit wird Zukunft.

Nun sehe ich die einst unbekannte Zukunft so kristallklar vor mir, wie sie ein Zauberer in seiner Kristallkugel sieht. Und was ich dort sehe, ist eine unleugbare Tatsache. Alles ist nicht mehr nur Prophezeiung, sondern ist bereits Geschichte. Was geschah, lässt sich nicht mehr verändern.

Selbst, wenn wir uns in einer niedergeschlagenen Stimmung befinden oder wenn wir die eigene bittere Vergangenheit negieren wollten, können wir die Vergangenheit nicht mehr verändern.

Die Toten werden nicht mehr aufwachen, verlorene Seelen nirgendwo zu finden sein. Wir können auch nicht die heiteren Momente noch einmal erleben. Man nennt das die Vergangenheit. Was aber nicht ganz korrekt ist. Es war damals die Zukunft, die man nicht vorhersagen konnte.

Das war eine heraufsteigende Welt, die zwar vage, aber gleichzeitig mit Hoffnungen erfüllt war und eine Zukunft, in der positive Erwartungen angstvolles Fürchten übertrafen und eine Welt, in der man lieber von angenehmen Visionen träumen wollte als von Schmerz und Kummer.

Die Träume sind nun ausgeträumt.

Vor Augen hat man nur noch ein verbranntes Feld, gefallene Sterne vor uns auf dem Boden und ein ausgetrocknetes Meer. Oder zurück sind ein grün- leuchtendes weites Feld im sanften Wind und zahllose Sterne geblieben, die zur Legende geworden sind.

Wohin sind all die guten alten Freunde, mit denen man von einer Kneipe zur nächsten zog und mit denen man Tag für Tag, Nacht für Nacht sorglos plaudern konnte? Wohin ist der entzückende Hauch der Geliebten, die man abends in einem dämmrigen Park fest umarmte, weil man sich noch vor den anderen genierte?

Wer alles schläft schon unter der Erde? Die lieben Eltern, die netten Tanten und Onkel, Cousinen und Vettern – all die guten Leute sind schon fort gegangen. Wer hätte geglaubt, dass sie irgendwann weggehen könnten? Sieht das nicht eher danach aus, als sei es ein momentaner Traum und nicht Realität? Und, wenn alles ein Traum ist, wer bin dann ich? Bin ich etwa ein geschichtsloses Phantom? Ich werde mich gegen derart mächtige Versuchungen widersetzen und lieber festzuhalten suchen, was mich sowieso nicht loslässt und ständig in mir rumort: Eine Art Verbundenheit mit den Menschen, die mit mir in Berührung gekommen sind. Auch wenn die meisten Zeugen bereits verschwunden sind, womit nicht mehr eindeutig zu klären ist, wo die Realität aufhört und wo die Fiktion beginnt. So ist das eben mit unserem Gedächtnis; daher kann mir keiner vorschreiben, woran ich mich zu erinnern habe, weil das Leben am Ende meins ist.

Jugendzeit 1